Sexualität im Alter: Herausforderungen & Tipps

Sexualität im Alter: Herausforderungen & Tipps

Es gibt Themen, über die wird wenig bis gar nicht gesprochen: Sexualität im Alter ist eines davon. Das hat unterschiedliche Gründe. In unserer Gesellschaft wird Sexualität oft mit Jugendlichkeit und Schönheit assoziiert, während das Thema im Alter meist totgeschwiegen wird. Das hat zur Folge, dass viele ältere Menschen sich schämen oder unwohl fühlen, wenn es um ihre sexuelle Gesundheit und ihre Bedürfnisse geht. Doch das ist ein großer Fehler, denn Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Lebens und kann auch im Alter Teil eines erfüllten und glücklichen Leben sein. 

Wir von Patronus möchten Schluss machen mit dem Tabu über Sexualität im Alter zu sprechen. In unserem Artikel berichten wir also, wie sich körperliche Veränderungen auf das Sexualleben auswirken, wie Leidenschaft in langjährigen Partnerschaften nicht erlischt und geben praktische Tipps für ein erfülltes Sexleben im Alter. 

Älterer Mann trägt seine Frau auf dem Rücken und beide haben Spaß
Das Bedürfnis nach Nähe verschwindet im Alter nicht einfach

Definition

Sexualität im Alter bezieht sich auf die sexuellen Wünsche, Bedürfnisse und Aktivitäten älterer Menschen. Dabei geht es nicht nur um den Geschlechtsverkehr, sondern um alle Formen von körperlicher Intimität und Zärtlichkeit, wie Küssen, Umarmungen oder Berührungen. 

Das Bedürfnis nach Nähe verschwindet im Alter nicht einfach oder verliert an Bedeutung. Stattdessen können sich die sexuellen Bedürfnisse im Alter aufgrund von körperlichen Veränderungen, Lebensumständen und Erfahrungen im Laufe des Lebens verändern.

Warum Sexualität im Alter für viele ein Tabuthema ist

Das Thema „Sexualität im Alter” ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Zum einen ist Sexualität ein grundlegendes menschliches Bedürfnis, das auch im Alter nicht automatisch nachlässt. Ältere Menschen haben genauso wie jüngere Menschen das Bedürfnis nach körperlicher Nähe, Zärtlichkeit und Intimität. 

Eine erfüllte Sexualität kann dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität im Alter zu verbessern. Zum anderen ist Sexualität im Alter auch ein Thema, das oft tabuisiert wird und mit vielen Vorurteilen und Stereotypen behaftet ist. Ältere Menschen werden oft als nicht mehr sexuell aktiv betrachtet oder als asexuell wahrgenommen, was zu einer Stigmatisierung führen kann. 

Das Thema Sexualität im Alter muss enttabuisiert werden. Nur so ist es möglich, ältere Menschen in ihren sexuellen Bedürfnissen zu unterstützen und zu respektieren. Darüber hinaus gibt es viele körperliche und psychologische Veränderungen, die im Alter auftreten und die sich auf die Sexualität auswirken können. Ein offener und unterstützender Umgang mit dem Thema kann ältere Menschen dabei helfen, mit diesen Veränderungen umzugehen und ein erfülltes Sexualleben zu führen.

Veränderungen 

Körperliche Veränderungen

Im Laufe der Zeit verändert sich der Körper. Physische Veränderungen wirken sich auf die Sexualität aus. Auch bei diesem Thema ist ein offener Umgang unumgänglich, damit Intimität nicht zu kurz kommt. 

Erkrankungen wie Harninkontinenz nehmen im Alter zu. Diese, aber auch vorangegangene Operationen an den Geschlechtsorganen und Krebsoperationen beeinträchtigen die Sexualität. Einerseits können Erkrankungen direkt zu Einschränkungen führen, beispielsweise wenn nach einer Gebärmutterentfernung Schmerzen bei bestimmten Sexstellungen auftreten. Andererseits beeinflussen sie die Wahrnehmung des eigenen Körpers, wodurch Betroffene sich möglicherweise nicht mehr attraktiv fühlen. 

Bei Männern kommt es aufgrund physischer Gründe vermehrt zu Erektionsstörungen und vorzeitigem Samenerguss. Bei vielen chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma oder Bluthochdruck müssen Betroffene außerdem dauerhaft Medikamente einnehmen, die die Lust mindern und die sexuelle Leistungsfähigkeit beeinträchtigen können.

All diese Veränderungen können Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der Sexualität haben, beispielsweise auf das sexuelle Verlangen, die körperliche Erregung, die Fähigkeit zur Intimität oder die Art und Weise, wie sexuelle Aktivitäten ausgeführt werden. 

Hormonelle Veränderungen

Bei Frauen nimmt während der Wechseljahre der Östrogenspiegel ab. Das verursacht bei etwa einem Drittel der Frauen eine verstärkte Trockenheit der Scheidenschleimhaut. Die Schleimhaut wird nicht mehr so stark durchblutet. Das macht die Scheidenwand anfälliger für Infektionen. 

Außerdem kann der gesamte Erregungsprozess langsamer verlaufen und es kann länger dauern, bis ausreichend Scheidensekret gebildet wird. Eine unzureichende Feuchtigkeit trotz sexueller Erregung kann häufig zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen und ist oft ein Grund für sexuelle Zurückhaltung bei Frauen nach den Wechseljahren. Es gibt jedoch hormonhaltige Cremes und Gele, die helfen können, dieses Problem zu lösen. Bei Bedarf können auch Gleitgele eingesetzt werden.

Auch bei Männern verändern sich Hormone. Mit zunehmendem Alter sinkt bei ihnen der Testosteronspiegel und damit oft die Libido, also einem geringeren sexuellen Verlangen. Die Hormonveränderungen können außerdem zu Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen. 

Psychologische Veränderungen

Ängste und Sorgen, die im Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen, Sterblichkeit oder dem Verlust von Ehepartnern oder Freunden stehen, können die Libido beeinträchtigen. Depressionen und andere Stimmungsstörungen können ebenfalls die sexuelle Funktion beeinträchtigen. 

Natürlich gibt es auch positive psychologische Veränderungen: ein starkes Selbstbewusstsein und ein hohes Maß an Selbstakzeptanz lassen ältere Menschen ihre Sexualität auf eine neue Weise entdecken und genießen. 

Ältere Paar liegt im Bett, er hält sie im Arm
Vertrauen und Nähe sind entscheidend für ein erfülltes Sexleben im Alter

Herausforderungen und Vorurteile

Gesellschaftliche Vorurteile 

Ältere Erwachsene können aufgrund ihres Alters oft als sexuell inaktiv oder uninteressiert angesehen werden. Das wiederum führt möglicherweise dazu, dass ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche ignoriert werden. Eine mögliche Folge ist, dass ältere Menschen sich selbst schämen oder schuldig fühlen, wenn sie ihre Sexualität ausleben möchten. 

Darüber hinaus können auch kulturelle und religiöse Vorurteile gegenüber Sexualität im Alter vorhanden sein. Ältere Menschen möchten in der Konsequenz ihre sexuellen Bedürfnisse nicht ansprechen oder ausleben. 

Altersbedingte gesundheitliche Herausforderungen

Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten können die sexuelle Funktion beeinträchtigen. Frauen können aufgrund von hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre Symptome wie vaginale Trockenheit erfahren, was Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursachen kann. Männer können aufgrund von altersbedingtem Testosteronmangel oder Erektionsstörungen Schwierigkeiten beim Erreichen und Aufrechterhalten einer Erektion haben. 

All diese altersbedingten Herausforderungen können dazu führen, dass ältere Menschen sexuell frustriert und unzufrieden sind. 

In offenen Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten über sexuelle Probleme sollten ältere Menschen Unterstützung finden, sodass gesundheitliche Probleme behandelt werden können. 

Sexuelle Funktionsstörungen

Sexuelle Funktionsstörungen können auch im Alter auftreten und die sexuelle Aktivität beeinträchtigen. Bei Männern kann erektile Dysfunktion ein Problem sein, das es schwierig oder unmöglich macht, eine Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Frauen können aufgrund von vaginalem Trockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr Schwierigkeiten haben, eine sexuelle Befriedigung zu erreichen. Auch Orgasmusstörungen können im Alter häufiger auftreten. 

Wichtig ist, dass ältere Menschen sich bewusst sind, dass diese sexuellen Funktionsstörungen behandelbar sind. Rat können Ärztinnen und Ärzte oder Sexualtherapeuten geben. Mit ihnen kann man über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Medikamente, Therapie oder alternative Behandlungen sprechen. 

Ältere Frau umfasst mit ihren Händen das Gesicht ihres Partners
Offene Kommunikation ist das A und O in der jeder Beziehung

7 Tipps für ein erfülltes Sexualleben im Alter

#1 Offene Kommunikation: Gemeinsam Lösungen finden

Offene Kommunikation ist ein wichtiger Schlüssel zur Aufrechterhaltung eines erfüllten Sexlebens. Es ist unumgänglich, dass wir mit unseren Partnern oder potenziellen Sexualpartnern offen über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse sprechen. Auch darüber, welche Herausforderungen es möglicherweise geben wird. Offene und ehrliche Gespräche können dazu beitragen, Missverständnisse und Enttäuschungen zu vermeiden und eine Verbindung zwischen Partnern zu stärken. 

#2 Medizinische Behandlungsmöglichkeiten

Lassen Sie sich von Ärzten über medizinische Behandlungsmöglichkeiten beraten. Möglicherweise können Medikamente wie Viagra oder Cialis bei Männern mit erektiler Dysfunktion helfen, eine Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten. 

Hormonersatztherapien oder vaginale Feuchtigkeitscremes können Frauen helfen, vaginale Trockenheit zu bekämpfen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu reduzieren. Auch andere medizinische Behandlungen wie physikalische Therapie, Akupunktur oder Chirurgie können zur Verbesserung der sexuellen Funktion beitragen. 

#3 Sexualität jenseits des Geschlechtsverkehrs

Sexualität muss nicht unbedingt Geschlechtsverkehr beinhalten. Es gibt viele andere Möglichkeiten, sexuelle Aktivität zu genießen und zu erforschen. Zum Beispiel können Küssen, Umarmungen, Berührungen und Streicheleinheiten genauso sinnlich und befriedigend sein wie Geschlechtsverkehr. Erotische Massagen und gegenseitige Masturbation sind auch Optionen, um sexuelle Lust und Freude zu erleben, ohne Geschlechtsverkehr zu haben. Auch das Ausprobieren neuer sexueller Aktivitäten und Fantasien kann dazu beitragen, die sexuelle Erfüllung im Alter zu steigern. Voraussetzung dafür ist es, offen und bereit zu sein, neue Dinge auszuprobieren und sexuelle Aktivität auf eine Weise zu gestalten, die Ihren Bedürfnissen und Wünschen entspricht.

#4 Sexuelle Aktivitäten und Hilfsmittel

Verschiedene sexuelle Hilfsmittel und -geräte können genutzt werden, um sexuelle Aktivität zu steigern und zu verbessern. Dazu gehören Vibratoren, Dildos, Penisringe und erotische Spielzeuge, die speziell für ältere Menschen entwickelt wurden. Diese Hilfsmittel können helfen, sexuelle Dysfunktionen zu überwinden und sexuelle Empfindungen zu erhöhen. 

Auch hier ist sind offene Gespräche mit dem Partner der Schlüssel, um sicherzustellen, dass sich beide Partner wohlfühlen mit der Verwendung von Hilfsmitteln.

#5 Vertrauen und Nähe

Vertrauen und Nähe sind entscheidend für ein erfülltes Sexleben im Alter. Eine starke emotionale Bindung zwischen Partnern kann dazu beitragen, die sexuelle Lust und Intimität zu steigern. 

Investieren Sie Zeit in die Beziehung, um eine tiefere emotionale Verbindung aufzubauen. Durch Kerzenlicht, Musik oder ein gemeinsames Bad kann eine romantische Atmosphäre erzeugt werden. Wünsche und Bedürfnisse sollten in intimen Beziehungen offen besprochen werden und respektiert werden können. 

#6 Experimentierfreudigkeit

Öfter mal etwas Neues ausprobieren! Neue Positionen, Orte und erotische Rollenspiele können dazu beitragen, die sexuelle Aktivität aufregender zu gestalten und neue Freude und Lust zu entfachen. Nehmen Sie sich die Zeit, mit Sexualpartnern über Ihre sexuellen Fantasien zu besprechen und gegebenenfalls gemeinsam auszuprobieren. Dabei sollten sich beide sicher fühlen, sodass neue Abenteuer stimulierend und befriedigend sind und nicht in Frust enden. 

#7 Körperliche Gesundheit und Fitness

Dass körperliche Gesundheit und Fitness maßgeblich Einfluss auf unsere Lebensqualität haben, ist keine neue Information. Aber auch unser Sexualleben wird dadurch beeinflusst. Regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung können dazu beitragen, die körperliche Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden zu verbessern, was sich auch auf die sexuelle Gesundheit und das Verlangen auswirkt. 

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