4. Corona-Impfung: Für wen ist sie empfohlen?

4. Corona-Impfung: Für wen ist sie empfohlen?

Nach wie vor hat die hochansteckende Omikron-Untervariante BA.5 das Pandemie-Geschehen in Deutschland im Griff. Ein Großteil der Bevölkerung war mittlerweile nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. Jedoch lässt im Laufe der Zeit der Immunschutz nach. Ein natürlicher Vorgang, da das Immunsystem vergisst, wie es das Coronavirus schnell und effektiv bekämpfen kann. Doch der Impfschutz lässt sich durch eine Auffrischungsimpfung verbessern. Für den eigenen Schutz und um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, ist eine Booster-Impfung also besonders wichtig. Vor allem für besonders gefährdete Personen empfiehlt die STIKO jetzt sogar eine zweite Booster-Impfung für einen umfassenden Schutz. Denn immer noch gilt: Den wirksamsten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bietet die Corona-Impfung. 

Welche Impfempfehlungen die Ständige Impfkommission (STIKO) für welche Personengruppen ausspricht, was Sie bei Impfungen nach Infektionen beachten müssen und Informationen zu angepassten Impfstoffen lesen Sie in diesem Artikel. 

COVID-19-Impfstoff
Für die COVID-19-Impfung stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung

Zur Erinnerung: Was passiert beim Impfen im Körper?

Um zu verstehen, was bei einer Impfung im Körper passiert, ist es hilfreich, das Immunsystem zu verstehen. Eine ausführliche Beschreibung dazu und die Unterscheidung zwischen angeborenem und erworbenen Immunsystem finden Sie in unserem Artikel „Immunsystem stärken: 14 Tipps für die kalte Jahreszeit”

Mit seiner körpereigenen Abwehr, dem Immunsystem, verfügt der menschliche Körper über Schutzmechanismen gegenüber Krankheitserregern wie Bakterien und Viren. Kommt es zum Kontakt mit einem Krankheitserreger, ist es nötig, dass das Immunsystem schnell reagiert. Dies gelingt, weil das Immunsystem über ein Gedächtnis verfügt. Beim Erstkontakt mit einem Krankheitserreger merkt es sich, wie der Erreger aussieht und wie er sich bekämpfen lässt. Dringt dieser erneut in den Körper ein, kann das Immunsystem schneller reagieren und die körpereigene Abwehr ankurbeln. Dieses Gedächtnis macht man sich beim Impfen zunutze. 

Aktive Immunisierung

Hier muss der Körper selbst aktiv werden. Die körpereigene Abwehr reagiert bei einer solchen Impfung auf stark abgeschwächte Erreger, die selbst keine oder nur eine Erkrankung mit mildem Verlauf auslösen können. Stattdessen regen sie den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen diesen Erreger an. Das nennt man Immunreaktion. Zu einem späteren Zeitpunkt schützen die Antikörper vor einer bestimmten Infektionskrankheit. Die Schutzwirkung hält nach einer Grundimmunisierung meist viele Jahre oder sogar ein Leben lang an. Bei anderen Impfungen ist eine Auffrischungsimpfung nach einer gewissen Zeit nötig. 

Passive Immunisierung

Bei einer passiven Immunisierung muss das Immunsystem nicht selbst Antikörper bilden, sondern wird direkt unterstützt, denn der Impfstoff enthält Antikörper gegen bestimmte Erreger. Sie stammen von geimpften Menschen oder Tieren. Das hat den Vorteil, dass dadurch ein sofortiger Schutz entsteht. Dies kann sinnvoll sein, wenn Kontakt zu einem Erreger zustande gekommen ist, gegen den man bisher nicht geimpft war und der Ausbruch der Krankheit verhindert werden soll. Bei einer passiven Immunisierung bleibt der Impfschutz allerdings nur eine begrenzte Zeit bestehen, etwa für einige Wochen oder Monate. 

Warum sind Impfungen nach einer Infektion noch notwendig? 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) geht davon aus, dass eine durchgemachte Infektion allein, ob mit oder ohne Symptome, nicht ausreicht, um eine spätere Erkrankung mit COVID-19 zu verhindern. Erst eine mehrmalige Auseinandersetzung des Immunsystems mit SARS-CoV-2 sorgt für einen soliden Schutz vor Infektionen. Dieser Schutz kann durch drei Impfdosen oder durch eine Kombination von Infektion und Impfung erreicht werden. Zweiteres, also die Kombination von Infektion und Impfung, nennt man hybride Immunität. 

Die Notwendigkeit von Booster-Impfungen wird kontinuierlich von der Ständigen Impfkommission (STIKO) geprüft. Dies tut sie auf Basis von aktuellen wissenschaftliche Erkenntnissen. Empfehlungen mit Hinweisen zu den Impfabständen und zu den verwendeten Impfstoffen werden daraufhin ausgesprochen. 

Wann sollten sich Genesene impfen lassen? 

Für eine gute Schutzwirkung gibt es empfohlene Zeitabstände zwischen Infektionen und Impfungen. Zwischen Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) einen Mindestabstand von 6 Monaten. In besonderen Fällen kann der Abstand auf vier Monate reduziert werden. 

Impfen in der Arztpraxis
Impfen lassen kann man sich zum Beispiel beim Hausarzt

Impfstoffe gegen COVID-19

Aktuell sind in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland sechs Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zugelassen: zwei mRNA-Impfstoffe, zwei Vektorimpfstoffe, ein proteinbasierter Impfstoff und ein Ganzvirus-Impfstoff. 

Das Grundprinzip, wie uns diese Impfstoffe trotz ihrer Unterschiede vor dem Coronavirus schützen, ist gleich: Die Impfstoffe enthalten ein oder mehrere Bestandteile des Coronavirus SARS-CoV-2. Werden diese dem Immunsystem präsentiert, werden sie als fremd erkannt. Als Reaktion entwickelt das Immunsystem einen Immunschutz. Bei einer späteren Infektion werden die Gedächtniszellen aktiv, die sich an den Erregern erinnern, können so eine schnelle Immunantwort vermitteln und das Virus bekämpfen. 

Neu: An Omikron angepasste mRNA-Impfstoffe 

Mittlerweile gibt es erste Impfstoffe, die an Omikron-Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2 angepasst sind. Im September 2022 wurden diese an die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna zugelassen. Ab einem Alter von 12 Jahren können diese Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe für die Auffrischungsimpfungen eingesetzt werden. Diese angepassten Impfstoffe sind Variationen bereits zugelassener Impfstoffe, es handelt sich also nicht um neue Zulassungen. 

In den neuen Impfstoffvarianten sind zwei unterschiedliche mRNAs enthalten: die mRNA der Ursprungsvariante des Coronavirus wie auch die mRNA der Omikron-Variante BA.1. Daher bezeichnet man die neuen Impfstoffe als „bivalent”. Die bisherigen Impfstoffe enthalten nur eine Komponente, daher bezeichnet man sie als „monovalent”. Die an Omikron angepassten Impfstoffe lösen eine bessere Antikörperantwort gegenüber verschiedenen Omikron-Varianten aus als die monovalenten Impfstoffe. 

Was ist eine Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung) und für wen wird sie empfohlen? 

Auffrischungsimpfungen, auch Booster-Impfungen genannt, sind weitere einzelne Impfungen, die nach der Grundimmunisierung erfolgen. Zur Erinnerung: Bei COVID-19-Impfstoffen besteht die empfohlene Grundimmunisierung aus zwei Impfdosen in festgelegten Zeitabständen. Für die Grundimmunisierung, also die erste und zweite Impfdosis, sind nach wie vor die herkömmlichen Impfstoffe empfohlen. Die neuen angepassten Impfstoffe sind bisher nicht für die Grundimmunisierung gegen COVID-19 zugelassen. 

Da der Impfschutz im Laufe der Zeit nachlässt, sind Auffrischungsimpfungen erforderlich. Diese Booster-Impfungen halten den Impfschutz aufrecht und verhindern insbesondere schwere Verläufe von COVID-19. Durch eine Auffrischungsimpfung wird der nachlassende Immunschutz „geboostert”, also verstärkt. 

1. Booster-Impfung (3. Impfung) mit angepassten Impfstoffen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Menschen ab zwölf Jahren, die bisher noch keine dritte Impfung erhalten haben, eine sogenannte Booster-Impfung, also eine Auffrischungsimpfung mit den neuen an Omikron angepassten Impfstoffen. Im Regelfall sollte die Impfung sechs Monate nach einer abgeschlossenen Grundimmunisierung oder einer durchgemachten Infektion verabreicht werden. 

2. Booster-Impfung (4. Impfung): Impfempfehlung der STIKO

Für eine weitere Auffrischung, also eine 4. Impfung, wird ein mit einem Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoff empfohlen, ebenso wie schon die erste Booster-Impfung. Mit einem Abstand von 6 Monaten zum letzten immunologischen Ereignis (also einer Impfung oder Infektion mit SARS-CoV-2) wird die 4. Impfung für folgende Personengruppen empfohlen: 

  1. Personen ab dem Alter von 60 Jahren
  2. Personen im Alter ab 12 Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung, insbesondere Immundefizienz
  3. Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen, insbesondere solche mit direktem Kontakt zu Patienten bzw. Bewohnern
  4. Bewohner in Einrichtungen der Pflege
  5. Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe

Corona-Impfung
Auffrischungsimpfungen boostern den nachlassenden Immunschutz

Wo können Sie sich impfen lassen?

Erste Anlaufstelle für die Corona-Schutzimpfung sind in der Regel Arztpraxen. Auch bei Betriebsärzten und in Apotheken können Sie sich impfen lassen. Seit der Aktualisierung der Coronavirus-Impfverordnung darf auch in Zahnarztpraxen geimpft werden. Die folgende Liste zeigt Ihnen, wo geimpft werden darf bzw. wer impfen darf:

  • Arztpraxen
  • Betriebsärzte
  • Apotheken
  • Zahnarztpraxen
  • mobile Impfteams
  • Impfzentren
  • weitere Impfstellen der Länder
  • Krankenhäuser
  • Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen

Wer gilt als vollständig geimpft? 

Im Infektionsschutzgesetz (§ 22a) ist seit März 2022 festgelegt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um als vollständig geimpft zu gelten. Ab dem 1. Oktober 2022 liegt ein vollständiger Impfschutz vor: 

- nach drei Einzelimpfungen (die letzte Einzelimpfung muss mindestens drei Monate nach der zweiten Einzelimpfung erfolgt sein),

- nach zwei Einzelimpfungen: 

  • plus positivem Antikörpertest vor der ersten Impfung oder
  • plus einer mittels PCR-Test nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion vor der zweiten Impfung oder
  • plus einer mittels PCR-Test nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion nach der zweiten Impfung; seit der Testung müssen 28 Tage vergangen sein

Impfreaktionen und Nebenwirkungen

Wie bei vielen Impfungen bleiben auch bei Impfungen gegen das Coronavirus Impfreaktionen und Nebenwirkungen nicht immer aus. Bei der Auffrischungsimpfung, ebenso wie nach der zweiten Corona-Schutzimpfung, treten nach aktuellem Kenntnisstand ähnliche Nebenwirkungen auf. Impfreaktionen können sein: Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Lesen Sie dazu weitere Informationen in den regelmäßig aktualisierten Aufklärungsbögen auf der Seite des Robert Koch-Instituts. 

Fazit 

Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) ist das primäre Ziel der COVID-19-Impfung die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe. Wichtiger als die Wahl des Impfstoffs ist dabei die grundsätzliche Inanspruchnahme und Umsetzung der Impfempfehlungen, vor allem der Auffrischungsimpfungen. 

Für weitere und detaillierte Informationen lesen Sie auch die STIKO-Empfehlungen zur COVID-19-Impfung und „Fragen und Antworten zur COVID-19-Impfung” des Bundesministeriums für Gesundheit. 

Quellen: Robert Koch-Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 

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