Die Vorstellung ist verlockend: Eine Notrufuhr erkennt automatisch, wenn jemand stürzt – und ruft selbstständig Hilfe. Für viele Angehörige älterer Menschen klingt das nach einer idealen Lösung. Doch was nach technischer Brillanz klingt, ist in der Praxis noch nicht so ausgereift, wie es sein müsste.
Patronus hat sich deshalb ganz bewusst (noch) gegen eine automatische Sturzerkennung entschieden – aus Verantwortung, aus Transparenz und aus dem Anspruch heraus, nur das anzubieten, was im Ernstfall wirklich hilft.
Wie funktioniert eine automatische Sturzerkennung?
Technisch basiert die automatische Sturzerkennung auf einer Kombination von Bewegungssensoren – meistens Beschleunigungssensoren (Accelerometer), Gyroskopen und gelegentlich auch Magnetometern oder barometrischen Sensoren. Diese erkennen abrupte Bewegungen oder Lageveränderungen, die als typisches Sturzverhalten gewertet werden. Fällt der Träger der Uhr, so registriert das System z. B. einen raschen Fall mit anschließendem Aufprall und Bewegungslosigkeit.
Reagiert der Träger nicht auf eine akustische oder visuelle Warnung, wird automatisch ein Notruf ausgelöst. Bei modernen Systemen wird zusätzlich der Standort per GPS übermittelt. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis gibt es erhebliche Probleme.
Warum klingt das besser, als es ist?
Die häufigsten Schwierigkeiten zeigen sich in zwei Formen: Fehlalarme (false positives) und verpasste Alarme (false negatives). Ersteres passiert, wenn normale Bewegungen – wie schnelles Hinsetzen, das Ablegen der Uhr oder energisches Gestikulieren – fälschlicherweise als Sturz erkannt werden. Zweiteres ist kritischer: Ein tatsächlicher Sturz wird nicht erkannt, weil er zu langsam, zu weich oder zu untypisch verläuft. Genau das ist in der Realität oft der Fall – etwa beim Wegrutschen auf glatten Böden oder langsamen Einknicken.
Studien zeigen: Selbst bei kontrollierten Tests erkennen die besten Geräte maximal 80–85 % der Stürze korrekt. Im Alltag liegt die Erkennungsrate oft darunter – bei gleichzeitig hoher Quote an Fehlalarmen. Nutzer schalten die Funktion dann aus oder ignorieren Signale. Manche berichten sogar, dass sie die Uhr nicht mehr tragen wollen.
Einschränkungen in realen Situationen
Die praktische Leistung der Sturzerkennungstechnologie steht vor mehreren Herausforderungen. Studien zeigen, dass Stürze in alltäglichen Situationen schwer zuverlässig zu erkennen sind.
- Notrufuhren können nicht alle Arten von Stürzen erkennen. Sensoren könnten Stürze mit geringer Aufprallkraft oder allmähliches Zusammensacken übersehen, da sie nach plötzlichen Bewegungen suchen. Aktivitäten mit hoher Aufprallkraft wie Springen können Fehlalarme auslösen.
- Die Umgebung spielt eine wichtige Rolle bei der Leistung. Unsere Tests zeigten, dass die Erkennungsgenauigkeit zwischen Innen- und Außenbereich variiert. Einige Uhren funktionierten gut unter kontrollierten Bedingungen, hatten aber Schwierigkeiten in realen Situationen wie schnellem Hinsetzen in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Genauigkeit der Sturzerkennung weiterhin nicht ausgereift
Unsere Tests zeigten erhebliche Leistungsunterschiede zwischen Notrufuhren mit Sturzerkennung. Uhrenhersteller behaupten, diese Geräte funktionieren in 95-96% der Fälle. Die realen Ergebnisse zeichnen ein anderes Bild davon, was diese Uhren können und nicht können.
Am Handgelenk getragene Geräte haben Probleme mit Fehlalarmen. Die Hauptherausforderung besteht darin, echte Stürze von normalen Armbewegungen zu unterscheiden. Handgelenke bewegen sich mehr als andere Körperteile, was Probleme verursacht, die bei am Oberkörper getragenen Geräten nicht auftreten...
Nicht erkannte Stürze beunruhigen Nutzer ebenso sehr. Viele teilen ihre Erfahrungen mit Erkennungsproblemen. Ein Nutzer berichtete: "Ich stürzte von unserer Terrasse auf Steinplatten und konnte nicht aufstehen. Die Notrufuhr reagierte überhaupt nicht".. Andere erwähnen, dass kräftige Aktivitäten wie Holzhacken oder Klatschen Alarm auslösen, während echte Stürze unbemerkt bleiben.
Was sind die konkreten Nachteile automatischer Sturzerkennung?
- Fehlalarme stören den Alltag und führen zu Frustration.
- Stürze werden häufig nicht erkannt, wenn sie „leise“ passieren.
- Die Akkulaufzeit sinkt durch Sensorik und permanente Analyse erheblich.
- Die Sensorik funktioniert nur zuverlässig, wenn die Uhr korrekt getragen wird.
- Technische Unsicherheiten (z. B. Netzabdeckung) reduzieren die Effektivität zusätzlich.
Warum Patronus bewusst darauf verzichtet
Bei Patronus steht ein zentraler Grundsatz im Mittelpunkt: Wir bieten nur an, was im Ernstfall wirklich schützt. Automatische Sturzerkennung kann derzeit dieses Versprechen nicht erfüllen. Laboruntersuchungen bestätigten zwar die Funktionalität der Sturzerkennung. Allerdings können bereits lebhafte Handbewegungen Fehlalarme auslösen. Deshalb verzichten wir auf diese Funktion – und kommunizieren das ganz bewusst. Wir sehen es als unsere Verantwortung, keine Technik anzubieten, die ein Sicherheitsversprechen vorgibt, das sie nicht einlösen kann.
Stattdessen setzen wir auf ein einfaches, aber effektives Notrufsystem: Ein einziger Knopfdruck genügt, um sofort eine Verbindung zu unserer Notrufzentrale herzustellen. Unsere geschulten Mitarbeiter sind rund um die Uhr erreichbar und organisieren im Ernstfall schnell und gezielt Hilfe. Dieses System hat sich tausendfach bewährt – und gibt Nutzer:innen und Angehörigen echte Sicherheit.
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Fazit: Die Zukunft der Sturzerkennungstechnologie
Die Sturzerkennung ist ein faszinierendes Feld mit großem Potenzial – aber auch mit Risiken. Wer Technik für den Schutz von Menschen einsetzt, trägt Verantwortung. Patronus nimmt diese Verantwortung ernst und entscheidet sich deshalb heute gegen automatische Sturzerkennung – zugunsten eines Systems, das nachvollziehbar, zuverlässig und bewährt ist. Unser Fokus liegt auf echter Hilfe statt technischer Versprechungen.
Sturzerkennungsuhren bieten Senioren und ihren Familien wertvolle Sicherheit. Allerdings zeigen unsere Tests eine große Diskrepanz zwischen den Herstellerversprechen und der tatsächlichen Leistung dieser Geräte. Die Technologie verbessert sich stetig, aber Käufer sollten realistische Erwartungen an diese Geräte haben.
Forschungsteams weltweit arbeiten an verbesserten Systemen. Dazu zählen KI-gestützte Bewegungserkennungen, adaptive Algorithmen und Multisensorik-Ansätze, die nicht nur Beschleunigung, sondern auch Herzfrequenz, Orientierung, Lautstärke oder sogar Mikrofone zur Beurteilung von Stürzen einbeziehen. Erste Prototypen existieren, z. B. an der ETH Zürich oder am Fraunhofer-Institut.
Bei Patronus beobachten wir diese Entwicklungen sehr genau. Sobald Systeme existieren, die im Alltag belastbar, fehlerfrei und nutzerfreundlich sind, prüfen wir selbstverständlich deren Integration. Bis dahin setzen wir auf das, was wirklich funktioniert: zuverlässige Technik und ein menschliches Notrufsystem im Hintergrund.
FAQ
Hat die Patronus Uhr automatische Sturzerkennung?
Nein. Aus Überzeugung – weil diese Funktion aktuell noch zu viele Schwächen zeigt.
Warum nicht einfach als Zusatzfunktion anbieten?
Weil sie mehr Verwirrung als Nutzen bringt. Ein System, das nicht zuverlässig funktioniert, kann gefährlich sein.
Gibt es Alternativen?
Ja. Die Patronus Uhr verfügt über einen einfach bedienbaren SOS-Knopf und eine direkte Sprachfunktion zu den Angehörigen.
Wann wird Patronus automatische Sturzerkennung integrieren?
Erst, wenn wir von der Alltagstauglichkeit, Zuverlässigkeit und dem Sicherheitsgewinn überzeugt sind. Wir testen regelmäßig neue Technologien.
Wie funktioniert der Notruf aktuell?
Mit einem Tastendruck wird eine Sprechverbindung zur Patronus-Notrufzentrale aufgebaut – rund um die Uhr. Unsere Mitarbeitenden alarmieren bei Bedarf Angehörige oder den Rettungsdienst.
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Quellen
[1] https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10255727/
[2] https://www.reddit.com/r/AppleWatch/comments/1eil216/fall_detection_didnt_work_when_grandma_fell/
[3] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2665917422002483